Wenn Sie das Modem angeschlossen haben und wissen, an welchen seriellen Port es angeschlossen ist, können Sie es ausprobieren. Bevor Sie eine Verbindung mit dem Internet herstellen oder jemanden bitten, Ihr Modem anzurufen, können Sie zunächst etwas einfacheres probieren, etwa die Anwahl einer Nummer, um zu überprüfen, ob Ihr Modem richtig funktioniert. Beschaffen Sie sich eine Telefonnummer, von der Sie wissen, dass sich am anderen Ende ein Modem befindet. Wenn Sie nicht wissen, welche Nummer Sie anrufen können, fragen Sie einfach Ihren Händler nach einer Mailbox-Nummer. Vielleicht haben Sie ja auch einen Bekannten, der selbst ein Modem besitzt und das Sie für Testzwecke anrufen können.
Wissen Sie, an welchem seriellen Port das Modem angeschlossen ist? Das sollten Sie wissen, wenn Sie die Ports mit den richtigen I/O-Adressen und IRQs konfiguriert haben. Haben Sie sich für eine Übertragungsgeschwindigkeit, die Sie mit diesem Port verwenden möchten, entschlossen? Sehen Sie im Abschnitt Geschwindigkeitstabelle nach, um einen schnellen Überblick zu erhalten oder unter Welche Geschwindigkeit sollte verwendet werden?, um genauere Informationen zu erhalten. Wenn Sie nicht wissen, welche Geschwindigkeit Sie einstellen sollen, setzten Sie sie einfach auf ein mehrfaches der Modem-Übertragungsgeschwindigkeit. Aktivieren Sie nach Möglichkeit auch die Option »Hardware Flusskontrolle« bzw. »RTS/CTS«. Ist das Modem mit einem passenden Telefonkabel mit einer Telefon-Steckdose verbunden? Sie können das Kabel an ein normales Telefon anschließen, um sicherzugehen, dass Sie einen Wählton hören.
Nun müssen Sie sich für ein Terminalprogramm entscheiden, mit dessen
Hilfe Sie eine Verbindung herstellen können. Beispiele dafür sind
minicom
, seyon
(X11), und kermit
. Im Abschnitt
Terminalprogramme und Hilfsprogramme
finden Sie weitere Informationen. Zwei Terminalprogramme werden in den
nächsten Abschnitten näher behandelt:
Anwahl mit Minicom und
Anwahl mit Kermit.
minicom
ist in den meisten Linux-Distributionen enthalten. Um
das Programm zu konfigurieren, brauchen Sie root-Rechte. Der Befehl
minicom -s
führt Sie direkt zu den Konfigurationsmenüs. Sie
können auch einfach minicom
starten und dann »^A« (drücken Sie
»Strg«, halten Sie die Taste gedrückt, dann drücken Sie kurz
»a«, und lassen dann die »Strg«-Taste wieder los) eingeben, um die
untere Statuszeile einzublenden. Dort wird angezeigt, dass der Befehl
für Hilfe »^A Z« lautet (»^A« haben Sie gerade eingegeben, drücken Sie
also einfach »Z«). Vom Hilfemenü aus können Sie das Konfigurationsmenü
wählen.
Um minicom
zu konfigurieren, brauchen Sie nur wenige Parameter
richtig einzustellen: der Name des seriellen Ports, an dem das Modem
angeschlossen ist (z.B. /dev/tty0
), und die
Übertragungsgeschwindigkeit (z.B. 115200). Diese Werte stellen Sie im
Konfigurationsmenü für den seriellen Port ein. Aktivieren Sie
ausserdem, falls möglich, die Hardware Flusskontrolle (RTS/CTS).
Als Protokoll sollten Sie »8N1«
verwenden. Dies bedeutet: 8 Datenbits, keine Parität, 1 Stopp-Bit.
Wenn Sie nicht genau die Übertragungsgeschwindigkeit finden, die Sie
möchten, wählen Sie die nächst kleinere aus, für Testzwecke reicht
dies zunächst aus. Verlassen Sie das Konfigurationsmenü und speichern
Sie die Einstellungen als Standardeinstellungen (Default, dfl) ab. Sie
können minicom
jetzt beenden und neu aufrufen, so dass der
richtige serielle Port gefunden und das Modem initialisiert wird. Über
das Hilfe-Menü können Sie das Modem aber auch sofort initialisieren.
Nun sind Sie bereit für die Anwahl. Vergewissern Sie sich aber
zunächst, dass das Modem richtig angeschlossen ist, indem Sie auf der
Hauptseite, die unmittelbar nach dem Start von minicom
angezeigt
wird, den Befehl »AT« eingeben und die <Eingabe>-Taste drücken.
Als Resultat sollte »OK« angzeigt werden. Ist dies nicht der Fall,
liegt ein Fehler vor und es ist keine Anwahl möglich.
Wird »OK« angzeigt, gehen Sie zurück zum Hilfe-Menü und wählen Sie das Anwahl-Verzeichnis aus (engl: Dialing Directory). Sie können nun eine Telefonnummer eingeben und »dial« (engl. für »wählen«) selektieren, um die Nummer anzurufen. Sie können die Nummer auch »manuell« wählen (selektieren Sie »manual« und geben Sie die Nummer über die Tastatur ein). Beachten Sie genau die Fehlermeldungen, falls etwas nicht funktioniert.
Die neueste kermit
-Version finden Sie bei:
http://www.columbia.edu/kermit/
Beispiel: Nehmen wir an, Ihr Modem ist an ttyS3
angeschlossen,
und die Übertragungsgeschwindigkeit ist auf 115200 bps eingestellt.
Der Dialog am Bildschirm sieht wie folgt aus:
linux# kermit
C-Kermit 6.0.192, 6 Sep 96, for Linux
Copyright (C) 1985, 1996,
Trustees of Columbia University in the City of New York.
Default file-transfer mode is BINARY
Type ? or HELP for help.
C-Kermit>set line /dev/ttyS3
C-Kermit>set carrier-watch off
C-Kermit>set speed 115200
/dev/ttyS3, 115200 bps
C-Kermit>c
Connecting to /dev/ttyS3, speed 115200.
The escape character is Ctrl-\ (ASCII 28, FS)
Type the escape character followed by C to get back,
or followed by ? to see other options.
ATE1Q0V1 ; dies ist Ihre Eingabe
OK ; das ist die Antwort des Modems
Wenn das Modem auf die »AT«-Befehle antwortet, können Sie davon ausgehen, dass das Modem funktioniert. Versuchen Sie nun, ein anderes Modem anzurufen, indem Sie folgendes eingeben:
ATDT7654321
wobei »7654321« eine Telefonnummer ist. Verwenden Sie »ATDP« anstelle von
»ATDT«, wenn Sie zum wählen Pulswahl anstelle von Tonwahl verwenden
müssen. In Deutschland sind alle Vermittlungsstellen der Deutschen Telekom
mittlerweile auf Tonwahl umgestellt, es sollte keinen Grund mehr
geben, noch die langsamere Pulswahl zu verwenden. Herzlichen
Glückwunsch, wenn die Verbindung aufgebaut werden kann.
Um zur kermit
-Eingabeaufforderung zurückzukommen, drücken Sie
»Strg«, dann »Alt Gr - ß« (den umgekehrten Schrägstrich), lassen
Sie »Strg« wieder los und drücken schließlich noch die
»C«-Taste:
Strg-\-C
(zurück zu Linux)
C-Kermit>quit
#
Dies war nur ein Test mit der einfachen, »manuellen« Wählmethode. Die
normale Methode besteht darin, kermit
mit seiner eingebauten
Modem-Datenbank die Anwahl durchführen zu lassen. Im folgenden
Beispiel wird ein US Robotics (USR) Modem verwendet:
linux# kermit
C-Kermit 6.0.192, 6 Sep 1997, for Linux
Copyright (C) 1985, 1996,
Trustees of Columbia University in the City of New York.
Default file-transfer mode is BINARY
Type ? or HELP for help
C-Kermit>set modem type usr ; Modem-Typ auswählen
C-Kermit>set line /dev/ttyS3 ; serielle Schnittstelle auswählen
C-Kermit>set speed 115200 ; Geschwindigkeit auswählen
C-Kermit>dial 7654321 ; Anwahl
Number: 7654321
Device=/dev/ttyS3, modem=usr, speed=115200
Call completed.<BEEP>
Connecting to /dev/ttyS3, speed 115200
The escape character is Ctrl-\ (ASCII 28, FS).
Type the escape character followed by C to get back,
or followed by ? to see other options.
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